Frau Thoma, wie hat Sie die Nachricht erreicht, dass Sie Preisträgerin des Fritz-Leonhard-Reuther-Preises sind? Und was haben Sie zuerst gedacht, als Sie erfahren haben, dass Sie Jahrgangsbeste der HS Mannheim sind?

Die Nachricht hat mich postalisch erreicht. Erst dachte ich, ich hätte ein vorläufiges Zeugnis oder etwas Ähnliches von der Hochschule bekommen, weil ich anfangs nur die Hochschule als Absender wahrgenommen habe. Erst auf den zweiten Blick habe ich gesehen, dass ich für einen Preis nominiert war. Natürlich habe ich mich sehr gefreut, war aber gleichzeitig auch sehr überrascht, da ich bis dahin nicht einmal wusste, dass dieser Preis an unserer Hochschule verliehen wird. Mein erster Instinkt war dann meine Eltern anzurufen und Ihnen die Neuigkeit zu erzählen!

Was bedeutet diese Auszeichnung für Sie?

Die Auszeichnung ist für mich eine nachträgliche Wertschätzung der letzten 4 Jahre Studium an der Hochschule Mannheim. Mein letztes Studienjahr habe ich in einem Auslandssemester in Kanada, sowie in zwei verschiedenen Praktika verbracht, was dafür gesorgt hat, dass mein Fokus von der Hochschule und meiner Fakultät weggelenkt wurde und dadurch der Bezug auch geringer wurde. Dass die Hochschule mir jetzt zeigt, dass sie trotzdem alles „mitbekommen“ hat und mich im Hintergrund die ganze Zeit begleitet hat, fühlt sich schön an.

Worum ging es in Ihrer Bachelorarbeit und wieso haben Sie sich genau mit diesem Thema beschäftigt?

In meiner Bachelorarbeit habe ich mich mit dem Thema Bewerbungen der Zukunft beschäftigt. Das Unternehmen, bei dem ich mein zweites Praktikum machen durfte, ist im Softwarebereich für Recruiting tätig und bot mir spannende Einblicke in diese Thematik. Die Arbeit “Application Processes of the Future” basiert auf einer theoretischen Analyse, die aktuelle Erkenntnisse und Daten im Bereich Bewerbungen und Bewerbungsprozesse zusammenfasst. Aus den Ergebnissen dieser Marktrecherche und der Zielgruppenanalyse habe ich einen Software-Prototypen erstellt. Mithilfe der Software wird es Jobsuchenden möglich, ihre Bewerbungen von einem zentralen Punkt aus zu erstellen, zu verwalten und zu überblicken und sorgt somit für mehr Transparenz im gesamten Prozess einer Bewerbungsphase. Zusätzlich sorgt die komplette User Experience für einen persönlicheren, einfacheren und schnelleren Prozess und nimmt dem Status Quo die größten Pain Points.

Wie fiel eigentlich die Entscheidung für ein Studium des Kommunikationsdesigns?

Tatsächlich habe ich den Studiengang über meine Schwester kennengelernt, die ein Jahr vor mir angefangen hatte, Kommunikationsdesign in Mainz zu studieren. Durch sie konnte ich sehen, wie vielfältig der Studiengang ist und dass er mir die Möglichkeit bietet, viele verschiedene Bereiche des Designs kennenzulernen und mich im Laufe des Studiums zu spezialisieren. Da ich mich selbst definitiv im kreativen Bereich sah, war diese Freiheit und Experimentiermöglichkeit, die mir das Studium versprach, für mich der ausschlaggebende Punkt, mich zu bewerben.

Welche beruflichen Ziele hatten Sie vor Ihrem Studium? Haben sich Ihre Ziele während des Studiums geändert?

Ich weiß nicht, ob ich mit dem Beginn des Studiums schon konkrete berufliche Ziele verfolgt habe. Ich denke, mir ging es in erster Linie darum, etwas Neues kennenzulernen und meinen Weg darin zu finden. Während des Studiums haben sich dann durch die vielen interdisziplinären Projekte mit anderen Studiengängen oder Unternehmen viele Möglichkeiten aufgetan, zu lernen, was ich für meine Zukunft möchte oder eben auch nicht.

Wie ging es bei Ihnen nach dem Bachelorabschluss weiter und was machen Sie aktuell? Was sind Ihre Ziele für die nächsten Jahre?

Der Übergang von meiner Bachelorarbeit in das Berufsleben war ziemlich fließend, da ich die Thesis in Kooperation mit dem Unternehmen geschrieben habe, bei dem ich nun in einer Festanstellung bin. Aktuell arbeite ich dort als Produktdesignerin für eines unserer Softwareprodukte. Da wir gerade dabei sind, dieses Produkt neuaufzubauen, werden die nächsten Monate dort besonders spannend werden, da mir dieses Projekt viel Raum bietet, den Prozess mitzugestalten und daraus zu lernen. Das Team, in dem ich arbeite, ist über die ganze Welt verteilt und viele Kolleg:innen sitzen in Israel, weshalb es auf jeden Fall eins meiner Ziele ist, alle einmal in Tel Aviv zu besuchen.

Welche Erinnerungen haben Sie an Ihre Studienzeit?

An meine Studienzeit habe ich eigentlich nur positive Erinnerungen. Besonders einprägsam waren für mich alle Projekte, die den normalen Studienalltag durchbrochen haben und mich vor neue, spannende Herausforderungen gestellt haben. Dazu zählt zum Beispiel die fakultätsübergreifende Werkschau im Mannheimer Kunstverein, die mein Semester im dritten Semester geplant und kuratiert hat. Im darauffolgenden Semester kam dann direkt eine noch größere Ausstellung: das CAPTCHA-Designfestival. Dabei habe ich mit einer kleinen Gruppe von Kommiliton:innen über Monate hinweg ein komplettes Festival für andere Studierende geplant, designt und ausgeführt.

Gibt es etwas, das Sie den Ihnen nachfolgenden Studenten an der Hochschule Mannheim mit auf dem Weg geben möchten? Ein Tipp wie man Fritz-Leonhard-Reuther-Preisträger wird zum Beispiel?

Wie man Preisträgerin wird, kann ich nicht erklären – ich war ja selbst überrascht, dass ich es geworden bin! Aber ich glaube, eine Sache, die ich während des Studiums vielleicht ganz gut geschafft habe, war, viele Initiativen und Projekte außerhalb des normalen Stundenplans wahrzunehmen und mich zu engagieren. Das kostet zwar beizeiten viel Energie aber dieses Engagement hat mich definitiv sehr bereichert und mir auf meinem Weg zu einer eigenständigen und selbstbewussten Designerin sehr geholfen.

Wissen Sie schon, was Sie mit dem Preisgeld in Höhe von 2.500 € machen werden?

Nein, noch nicht – aber mal sehen was die Zukunft bringt!

MAlumni bedankt sich herzlich bei Emma Thoma für die ausführlichen Antworten und wünscht ihr für ihren weiteren Lebensweg alles Gute und weiterhin viel Erfolg.


Zum Fritz-Leonhard-Reuther-Preis

Mit der Verleihung des Fritz-Leonhard-Reuther-Preises fördert der Verein der Freunde der Hochschule Mannheim den wissenschaftlichen Nachwuchs und zeichnet hochschulweit die beste Absolventin bzw. den besten Absolventen eines Studienjahres aus. Die mit 2.500 € dotierte Auszeichnung wird bereits seit 1978 vergeben und ist damit der älteste Preis an der Hochschule Mannheim.

Fritz Leonhard Reuther, geboren 1909 in Mannheim-Waldhof, war der erste Präsident des Vereins der Freunde der Hochschule Mannheim, der 1958 gegründet wurde. Insgesamt 20 Jahre leitete Reuther die Geschicke der Fördergemeinschaft. Er war Geschäftsführer und Aufsichtsratsvorsitzender in der von seinem Großvater gegründeten Armaturen- und Messgerätefabrik „Bopp & Reuther GmbH„. Fritz Leonhard Reuther wurde am 14.02.1979 zum ersten Ehrensenator der Hochschule ernannt. Er starb 1983.