Ausgezeichnet als Jahrgangsbeste: Anfang Dezember 2020 erhielt Kim Janina Sigmund den Fritz-Leonhard-Reuther-Preis für die beste Gesamtnote aller Studierenden der Hochschule Mannheim. Im Interview verrät sie der MAlumni-Redaktion, was ihr diese Auszeichnung bedeutet und wie sie an ihrer Karriere bastelt.

Frau Sigmund, wie hat Sie die Nachricht erreicht, dass Sie Preisträgerin des Fritz-Leonhard-Reuther-Preises sind? Und was haben Sie zuerst gedacht, als Sie erfahren haben, dass Sie Jahrgangsbeste der HS Mannheim sind?

Die Nachricht, dass ich als Trägerin des diesjährigen Fritz-Leonhard-Reuther-Preises ausgewählt wurde, hat mich per Post erreicht. Als ich das Schreiben der Hochschule Mannheim mit der offiziellen Einladung zur online Preisverleihung erhielt, war ich sehr überrascht, da ich mit solch einer besonderen Auszeichnung nicht gerechnet habe. Es gab im Vorfeld keinerlei Andeutungen, dass mir dieser Preis verliehen werden sollte und dementsprechend musste ich den Brief mehrfach lesen, um die Bedeutung dieser Anerkennung vollständig zu realisieren. Ich habe mich sehr darüber gefreut.

Was bedeutet diese Auszeichnung für Sie?

Für mich ist diese Auszeichnung eine große Ehre und vor allem eine besondere Anerkennung meiner Leistungen während des Bachelorstudiums. Gerade als Studentin noch ganz am Anfang der Karriere weiß ich diese Förderung sehr zu schätzen und ich hoffe, dass mir dieser Preis auf meinem weiteren Berufsweg viele neue Chancen ermöglichen wird.

Worum ging es in Ihrer Bachelorarbeit und wieso haben Sie sich genau mit diesem Thema beschäftigt?

Durch mein Praxissemester am Whitehead Institute for Biomedical Research als Teil des Massachusetts Institute for Technology (MIT) konnte ich im Labor von Prof. Dr. Robert A. Weinberg erstmals wertvolle Einblicke in die aktuelle Krebsforschung erhalten. Da mich die Mitarbeit an neuen Therapieansätzen zur Behandlung einer der weltweit häufigsten Todesursachen so fasziniert hat, war es mein Ziel, auch meine Bachelorarbeit im Bereich der Onkologie zu schreiben. Am BioMed X Institute in Heidelberg konnte ich mit dem Konzept der synthetischen Letalität einen neuen und innovativen Ansatz in der Krebstherapie kennenlernen. Synthetische Letalität beschreibt die zielgerichtete Bekämpfung von Tumorzellen, in denen ein spezifischer Gendefekt in Kombination mit bereits vorhandenen Mutationen letal wirkt, während der alleinige Verlust der Genfunktion von gesunden Zellen toleriert werden kann. Im Rahmen meiner Bachelorarbeit mit dem Titel ‚Uncovering Novel Synthetic Lethal Interactions in DNA Repair-Deficient Cells for Cancer Treatment‘ habe ich mich mit der Validierung eines dieser sogenannten ‚candidate genes‘ befasst, das als potentieller Angriffspunkt in Zellen mit bereits eingeschränkter DNA-Reparatur dienen könnte.

Wie fiel eigentlich die Entscheidung für ein Studium der Biotechnologie?

Schon während der Schulzeit war ich sehr von dem Fachgebiet der Biologie begeistert, weshalb ich dieses auch als einen meiner Leistungskurse gewählt hatte. Ein reines Grundstudium in Biologie war für mich zu breit gefächert, da ich schon immer mehr an der medizinischen Anwendung und deren technischen Umsetzung interessiert war. So fiel meine Wahl auf ein Studium der Biotechnologie, das mir wiederum die Möglichkeit bietet, sich auf weitere Schwerpunkte wie z.B. Biomedizin, Pharmakologie oder Molekularbiologie zu spezialisieren.

Welche beruflichen Ziele hatten Sie vor Ihrem Studium? Haben sich Ihre Ziele während des Studiums geändert?

Zu Beginn meines Studiums hatte ich noch keine konkreten beruflichen Ziele, da ich nicht sicher war, welche Richtung der Biotechnologie mich am meisten interessieren wird. Erhofft habe ich mir jedoch, dass mir das Studium eine breite Ausgangsbasis für das spätere Berufsleben bietet und ich die verschiedenen Anwendungsgebiete in Forschung und Industrie genauer kennenlernen kann. Wichtig war mir außerdem die Wahl eines zukunftsträchtigen Berufsfeldes, was besonders in der aktuellen Corona Pandemie durch die dringende Forderung nach neuen Behandlungsmöglichkeiten mehr als verdeutlicht wird. Im Laufe meines Bachelorstudiums haben sich meine Erwartungen definitiv bestätigt und meine beruflichen Ziele entsprechend konkretisiert. So konnte ich für mich herausfinden, dass ich zukünftig gerne im Bereich der medizinischen Biotechnologie arbeiten möchte, mit Fokus auf die Entwicklung neuer Therapieansätze für aktuell noch unheilbare Krankheiten. Nach wie vor hat man aber auch auf diesem Gebiet noch zahlreiche Wahlmöglichkeiten und das ist genau das, was mich an diesem Berufsbild so begeistert.

Wie ging es bei Ihnen nach dem Bachelorabschluss weiter und was machen Sie aktuell?

Nach Abschluss des Bachelorstudiums habe ich zum Wintersemester 2020/2021 mit dem Masterprogram in ‚Biotechnology‘ mit Schwerpunkt auf ‚Biomedical Science and Technology‘ an der Hochschule Mannheim begonnen. Zusätzlich bin ich seit diesem Semester Teil des Mentoringprogramms ‚moveMINT – im Tandem zum Erfolg‘, das ebenfalls, wie der Fritz-Leonhard-Reuther-Preis, durch den Verein der Freunde der Hochschule Mannheim gemeinsam mit der Gleichstellung und der Stiftung der Hochschule Mannheim gefördert wird. Die Vernetzung mit erfahrenen Mentor*innen aus der Wirtschaft sehe ich als große Chance, um wertvolle Tipps für den späteren Berufseinstieg zu erhalten und von den Karriereschritten anderer zu lernen. Zusätzlich hoffe ich, bald durch eine Erweiterung des Projektes ‚moveMINT 2.0‘ selbst die Rolle als Mentorin für Schülerinnen in den Abschlussjahrgängen übernehmen zu können und diese für ein MINT-Studium zu begeistern.

Was sind Ihre Ziele für die nächsten Jahre?

In den kommenden Jahren möchte ich mein Masterstudium erfolgreich abschließen und durch verschiedene Praktika weiter Berufserfahrung sammeln. Da ich während meines Praxissemesters und der Bachelorarbeit vorwiegend in der akademischen Forschung gearbeitet habe, möchte ich zudem die industrielle Perspektive kennenlernen, um für mich entscheiden zu können, welche Richtung ich mir in meinem zukünftigen Beruf am passendsten vorstellen kann. Zusätzlich stehe ich noch vor der Wahl, mit Abschluss des Masters direkt in das Berufsleben einzusteigen oder ob ich mir mit einer Promotion die Möglichkeit, in der Lehre tätig zu sein, offenhalte.

Welche Erinnerungen haben Sie an Ihre Studienzeit?

Rückblickend ist die Zeit während des Bachelorstudiums unglaublich schnell vergangen und ich kann mich noch gut an den Einführungstag des ersten Semesters zurückerinnern. Wenn ich an die letzten 3 ½ Jahre denke, fallen mir viele wertvolle Erlebnisse ein, insbesondere die Auslandserfahrung durch mein Praxissemester in Boston, USA, aber auch die erst vor kurzem abgeschlossene Bachelorarbeit am BioMed X Institute. Von besonderer Bedeutung sind für mich vor allem die vielen Kontakte an der Hochschule zu Kommiliton*innen, Professor*innen und der Fakultät, aber auch weltweit durch verschiedene Praktika im In- und Ausland. Positiv denke ich außerdem an den großen Anwendungsbezug bereits während des Grundstudiums zurück, wodurch uns als Studierenden schon frühzeitig Kontakte zur Industrie ermöglicht wurden.

Natürlich erinnert man sich auch an die stressigen Prüfungsphasen, den stetig wachsenden qualitativen als auch quantitativen Anspruch und die Herausforderungen verschiedener Art zurück. Aber wie heißt es so schön: ‚It always seems impossible until it‘s done’ und am Schluss überwiegen die positiven, einmaligen Erinnerungen während der Studienzeit.

Gibt es etwas, das Sie den Ihnen nachfolgenden Studierenden an der Hochschule Mannheim mit auf den Weg geben möchten? Ein Tipp wie man Fritz-Leonhard-Reuther-Preisträger*in wird zum Beispiel?

Gerne möchte ich allen Studierenden, die gerade erst am Anfang ihres Bachelorstudiums stehen, raten, frühzeitig ihr Netzwerk auszubauen und Kontakte zu knüpfen, nun eben digital. Besonders die Teilnahme an einem Mentoringprogramm wie z.B. moveMINT kann durch den direkten Austausch mit erfahrenen Mentor*innen helfen, wichtige Ansprechpartner*innen zu gewinnen, die einen wiederum durch ihre eigenen Kontakte vielseitig unterstützen können. Des Weiteren waren für mich während des Studiums besonders Teamfähigkeit unter anderem bei Praktika und die Offenheit, neue Themen zu erlernen, von großer Bedeutung. Aber auch Durchhaltevermögen in Phasen hoher Belastung z.B. während der Klausurvorbereitung sowie Selbstdisziplin und das teils eigenständige Erarbeiten der Lernziele sind meiner Meinung nach wichtige Faktoren, die man bereit sein sollte, aufzubringen. Alles in allem ist es aber wichtig, dass die Freude und vor allem das Interesse am Fachgebiet überwiegen.

Wissen Sie schon, was Sie mit dem Preisgeld in Höhe von 2.500 € machen werden?

Für mich ist nicht das Preisgeld, sondern vielmehr die eigentliche Auszeichnung an sich von Bedeutung. Das Geld möchte ich aber gemäß dem Hintergrund des Preises zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses nutzen. Das heißt, ich möchte weiter in meine Ausbildung investieren und mich auch über das eigentliche Studium hinaus durch Praktika in unterschiedlichen Bereichen weiterbilden. Konkret würde ich sehr gerne eine weitere Praxisphase im Ausland verbringen, sodass ich das Preisgeld vermutlich zur teilweisen Finanzierung eines solchen Aufenthaltes nutzen werde. Einen Teil möchte ich außerdem an die gemeinnützige Organisation ‚Nitya Seva e.V.‘ spenden, mit der ich seit meiner Schulzeit in Kontakt stehe, um sozial benachteiligten Kindern in Indien Zugang zu Schule und Ausbildung zu ermöglichen.

MAlumni bedankt sich herzlich bei Kim Janina Sigmund für die ausführlichen Antworten und wünscht ihr für ihren weiteren Lebensweg alles Gute und weiterhin viel Erfolg.


Zum Fritz-Leonhard-Reuther-Preis

Mit der Verleihung des Fritz-Leonhard-Reuther-Preises fördert der Verein der Freunde der Hochschule Mannheim den wissenschaftlichen Nachwuchs und zeichnet hochschulweit die beste Absolventin bzw. den besten Absolventen eines Studienjahres aus. Die mit 2.500 € dotierte Auszeichnung wird bereits seit 1978 vergeben und ist damit der älteste Preis an der Hochschule Mannheim.

Fritz Leonhard Reuther, geboren 1909 in Mannheim-Waldhof, war der erste Präsident des Vereins der Freunde der Hochschule Mannheim, der 1958 gegründet wurde. Insgesamt 20 Jahre leitete Reuther die Geschicke der Fördergemeinschaft. Er war Geschäftsführer und Aufsichtsratsvorsitzender in der von seinem Großvater gegründeten Armaturen- und Messgerätefabrik „Bopp & Reuther GmbH„. Fritz Leonhard Reuther wurde am 14.02.1979 zum ersten Ehrensenator der Hochschule ernannt. Er starb 1983.