Anlässlich des Tages der Preise und Stipendien am 27. November 2023 wurde Wiebke Zimmer der Fritz-Leonhard-Reuther-Preis für ihren ausgezeichneten Master im Studiengang Bioprocess Development verliehen. Worum es in ihrer Arbeit geht, was sie während des Studiums – sowohl während eines Auslandssemesters in Australien als auch im heimischen Keller zu Pandemiezeiten – besonders geprägt hat und wie ihre Pläne für die Zukunft ausschauen, verrät uns die Preisträgerin im Interview.

FLR-Preisträgerin Wiebke Zimmer
Wie hat Sie die Nachricht erreicht, dass Sie Preisträgerin des Fritz-Leonhard-Reuther-Preises sind? Und was haben Sie zuerst gedacht, als Sie erfahren haben, dass Sie Jahrgangsbeste der HS Mannheim sind?

Ich wurde per Mail von der Hochschule Mannheim informiert. Ich war so erstaunt, dass ich erst einmal überprüft habe, ob es sich um Spam handelt. Nachdem ich mir sicher war, dass es sich nicht um eine Spam-Mail handelt, habe ich mich unglaublich gefreut und direkt meine Familie informiert.

Was bedeutet diese Auszeichnung für Sie?

Ich freue mich, dass Spitzenleistungen anerkannt und auch finanziell gewürdigt werden. Außerdem werden meine Leistungen durch diesen Preis sichtbar und ich fühle mich durch die Auszeichnung geehrt.

Worum ging es in Ihrer Masterarbeit und wieso haben Sie sich genau mit diesem Thema beschäftigt?

In meiner Masterarbeit habe ich mich mit Brustkrebsmetastasierung in den Knochen beschäftigt. Diese Metastasierung ist ein komplexer Prozess, der noch kaum verstanden ist, weshalb es auch leider wenig Behandlungsmöglichkeiten gibt, sobald Metastasen festgestellt wurden. Ziel meiner Arbeit war, den Prozess etwas besser anhand eines Zellmodelles zu verstehen. Mich interessiert das Thema besonders, da Brustkrebs sehr viele Frauen betrifft und ich hier außerdem einen Einblick in die medizinische Forschung erhalten konnte.

Wie fiel eigentlich die Entscheidung für ein Studium der Biotechnologie?

Bereits in der Schulzeit hatte ich Freude an den Fächern Biologie und Mathematik, weshalb ich nach einem Studiengang gesucht hatte, der eine große biologische Komponente hat, aber sich auch mit verwandten Wissenschaften beschäftigt. Biotechnologie hat dank ihrer Interdisziplinarität sehr gut gepasst. Meine Erwartungen an das Biotechnologiestudium wurden nicht enttäuscht, ich habe sehr gerne studiert.

Welche beruflichen Ziele hatten Sie vor Ihrem Studium? Haben sich Ihre Ziele während des Studiums geändert?

Vor meinem Studium hatte ich kein konkretes Berufsbild im Kopf. Wichtig war mir, einen Job zu finden, der mir Freude bereitet, abwechslungsreich ist und einen Mehrwert für die Gesellschaft schafft. Diese Ideale entwickelten sich zur konkreten Vorstellung der Arbeit als Wissenschaftlerin, was ich aktuell auch meinen Beruf nennen darf.

Wie ging es bei Ihnen nach dem Master weiter und was machen Sie aktuell? Was sind Ihre Ziele für die nächsten Jahre?

Direkt nach meiner Masterarbeit habe ich mir einen Monat Zeit genommen, um in der Sächsischen Schweiz und in Frankreich Wander- und Klettertouren zu unternehmen. Anschließend habe ich mit einer Promotion an der Uni Heidelberg begonnen. Ich arbeite dabei im Molekular- und Zellbiologielabor der Hochschule Mannheim und führe quasi meine Masterarbeit weiter. Ich beschäftige mich mit den molekularen Mechanismen bei Brustkrebsmetastasierung in den Knochen. Hierzu arbeite ich unter anderem mit Knochenzellen und Brustkrebszellen.

Wissenschaftlich gesehen wünsche ich mir, dass der Prozess der Brustkrebsmetastasierung in den nächsten Jahren besser verstanden wird und ich einen Beitrag dazu leiste, Brustkrebs zu heilen. Und natürlich möchte ich in diesem Rahmen meine Promotion erfolgreich abschließen. Im privaten engagiere ich mich bei der Freiwilligen Feuerwehr und möchte dort meine Ausbildung zur Gruppenführerin machen.

Welche Erinnerungen haben Sie an Ihre Studienzeit?

Ich habe im Allgemeinen die Studienzeit sehr genossen (die Prüfungsphasen mal ausgenommen). Ich genoss die Freiheit, mir meine Lernzeiten so einzuteilen, wie es für mich passte und an verschiedensten Vorlesungen teilzunehmen.

Besonders gerne erinnere ich mich auch an mein Praxissemester in Melbourne (Australien) im 5. Bachelor Semester zurück. Ich hatte dort die Möglichkeit, viele neue Menschen und ein Land mit einer faszinierenden Flora und Fauna kennenzulernen. Natürlich habe ich dort auch wissenschaftlich gearbeitet: Im Murdochs Children‘s Research Center habe ich an Diabetes geforscht.

Besonders geprägt hat meine Studienzeit auch die Coronapandemie. Im 6. Semester war die Hochschule komplett geschlossen, sodass ich meine Projektarbeit zum Thema Wasserfiltration für den Outdooreinsatz nicht wie geplant im Labor durchführen konnte. Stattdessen habe ich gemeinsam mit einer Kommilitonin im Keller experimentiert: Ein Schnellkochtopf wurde zum improvisierten Autoklaven, um sterile Agarplatten herzustellen, Teichwasser diente als kontaminiertes Wasser, was es aufzureinigen galt, und eine alte Mikrowelle wurde zum Inkubator umgebaut, um darin unsere Agarplatten zu kultivieren. Mit viel Improvisation konnten wir sehr gute Ergebnisse erzielen und haben viele Dinge gelernt, die wir bei einem ganz normalen Hochschulbetrieb nicht gelernt hätten.

Gibt es etwas, das Sie den Ihnen nachfolgenden Studierenden an der Hochschule Mannheim mit auf dem Weg geben möchten? Ein Tipp wie man Fritz-Leonhard-Reuther-Preisträgerin wird zum Beispiel?

Für mich waren im Studium gute Freunde und Freundinnen existenziell, mit denen ich mich austauschen und gemeinsam für Prüfungen lernen konnte. Außerdem war es mir immer wichtig, noch Hobbys neben dem Studium zu haben, um einen Ausgleich zum Studieren zu haben. Spaß und Interesse am Studium ist unerlässlich, schließlich wird man aller Wahrscheinlichkeit nach in diesem Berufsumfeld anschließend noch viele Jahre arbeiten.

Wissen Sie schon, was Sie mit dem Preisgeld in Höhe von 2.500 € machen werden?

Ich habe vor zwei Jahren mit Fotografie als Hobby begonnen. Vermutlich werde ich das Preisgeld für eine Erweiterung meines Fotoequipments nutzen. Allerdings habe ich noch nicht entschieden, welches Objektiv es werden wird.

Wir bedanken uns herzlich für das spannende und informative Interview und wünschen Wiebke Zimmer alles Gute und viel Erfolg für die Zukunft!


Zum Fritz-Leonhard-Reuther-Preis

Mit der Verleihung des Fritz-Leonhard-Reuther-Preises fördert der Verein der Freunde der Hochschule Mannheim den wissenschaftlichen Nachwuchs und zeichnet hochschulweit die beste Absolventin bzw. den besten Absolventen eines Studienjahres aus. Die mit 2.500 € dotierte Auszeichnung wird bereits seit 1978 vergeben und ist damit der älteste Preis an der Hochschule Mannheim.

Fritz Leonhard Reuther, geboren 1909 in Mannheim-Waldhof, war der erste Präsident des Vereins der Freunde der Hochschule Mannheim, der 1958 gegründet wurde. Insgesamt 20 Jahre leitete Reuther die Geschicke der Fördergemeinschaft. Er war Geschäftsführer und Aufsichtsratsvorsitzender in der von seinem Großvater gegründeten Armaturen- und Messgerätefabrik „Bopp & Reuther GmbH“. Fritz Leonhard Reuther wurde am 14.02.1979 zum ersten Ehrensenator der Hochschule ernannt. Er starb 1983.