Bereits seit knapp 30 Jahren gibt es das deutsch-französische Studienprogramm Verfahrens- und Chemietechnik an der Hochschule Mannheim. Einer, der dieses binationale Studium derzeit durchläuft, ist Julian Riegger (20). Nach seiner Studienphase an der Ecole Nationale Supérieure des Industries Chimiques in Nancy (ENSIC) und seinem Praxissemester kehrt er nun im Herbst an die Hochschule Mannheim zurück, um sein Bachelorstudium abzuschließen. Im Interview mit MAlumni berichtet Julian Riegger von seinen bisherigen Erfahrungen:
MAlumni: Wie kam es dazu, dass Sie sich für einen binationalen Studiengang entschieden haben?
Einfach die Neugierde, etwas Neues zu entdecken und am Ende ein Doppel-diplom zu haben.
Wie sind Ihre bisherigen Erfahrungen? Was gefällt Ihnen am besten, wo sehen Sie die Pluspunkte des Programms?
Bisher gefällt es mir super. Es ist sehr interessant das Studium und ganz viele neue Leute in Frankreich kennenzulernen.
Gibt es auch Dinge, die Sie als sehr schwierig oder große Hürde empfunden haben?
Ich fand es schwierig, schnell eine Wohnung zu finden und am Anfang hatte ich noch Probleme mit der Sprache, welche sich aber schnell gebessert haben.
Wie stand es um Ihre französischen Sprachkenntnisse bevor Sie das binationale Studium aufgenommen haben?
Ich hatte 5 Jahre (6.-10. Klasse) Schulfranzösisch. Als ich mich für das binationale Studium entschieden habe, habe ich noch in den Ferien ein bisschen Französisch gelernt. Also ich hatte nur eine Grundlage.
Wie haben Ihre Familie, Freunde, Kommilitonen auf Ihren Entschluss, das binationale Studium einzuschlagen, reagiert?
Sie waren sehr überrascht, weil ich nie wirklich frankophon war. Manche haben gedacht, dass ich einen Scherz mache.
Wie haben Sie Ihr Auslandsstudium organisiert?
Man braucht eine Wohnung, eine Versicherung und man muss sich an der Schule registrieren.
Wie ging es Ihnen in Ihrer ersten Vorlesung in Frankreich?
Ich habe nichts verstanden.
Wie unterscheiden sich die Vorlesungen in Frankreich von jenen in Mannheim?
In Frankreich wird manchmal der Stoff nur grob und schnell durchgenommen, um einen möglichst großen Überblick zu erhalten. Es werden aber mehr Übungen im Unterricht gemacht. Es gibt keine Praktika im Labor (nur Praxissemster im Betrieb). Es gibt über das ganze Jahr verteilt Klausuren. Sprachen und „Management“-Fächer sind auch im normalen Stundenplan enthalten.
In Mannheim ist es mehr eine Vorlesung und man geht noch mehr ins Detail. In Mannheim erhält man eine technisch, qualitative Ausbildung.
Wie waren die ersten Tage in Frankreich? Wie schnell fühlten Sie sich „angekommen“?
In den ersten Tagen wurde ich mit anderen Ausländern in Nancy und in der Schule herumgeführt. Es wurde direkt Kontakt mit einheimischen Studenten aufgenommen und man wurde gut integriert.
Gehen die französischen Studierenden anders mit dem Studium um als die deutschen? Wo sehen Sie Unterschiede in der deutschen und französischen „Studienkultur“?
Dadurch dass man öfters Klausuren schreibt, muss man öfters lernen. Aber letztendlich gibt es keine großen Unterschiede.
Was glauben Sie: von welchen Erfahrungen und Kenntnissen, die Sie aus dem binationalen Studium mitnehmen, werden Sie später im Beruf am meisten profitieren?
Sich an ein neues Umfeld anzupassen. Sich komplett alleine zurechtfinden. Andere Kulturen kennengelernt zu haben. Die neuen Sprachkenntnisse.
Wo und warum würden Sie gerne Ihren beruflichen Einstieg machen? In Frankreich, in Deutschland oder ganz woanders?
Ich würde gerne in Deutschland anfangen, weil ich mich letztendlich immer noch auf Deutsch besser verständigen kann. Des Weiteren verdient man in Deutschland mehr.
Und zum Schluss noch ein paar „Geschmacksfragen“: welchem Land geben Sie persönlich bei den folgenden Aspekten den Vorzug?
- Essen: deutsch oder Französisch? französisch
- Sprache: Deutsch
- Fußball: Deutschland
- Humor: deutsch
- Wetter: Deutschland
- Freizeit: Frankreich
- Musik: Französich