Zur Person:

Sarah (25) hat nach Ihrem Realschulabschluss ein technisches Gymnasium besucht und anschließend einen Bachelor in Medizintechnik absolviert. Danach hat sie einige Monate Freiwilligendienst auf einer Dialyse-Station geleistet und ist dann für ihren Master in Wirtschaftsingenieurswesen mit Schwerpunkt Digital Business Technology nach Mannheim gezogen. Aktuell schreibt sie ihre Masterarbeit.

Sarah, wieso hast du dich für ein MINT-Studium entschieden?

Um ehrlich zu sein, wollte ich mir selbst und anderen etwas beweisen. Ich war in der Schule nicht sonderlich gut in Mathe, Physik & Co. Und als mir nach einem Studieneignungstest geraten wurde, nichts Technisches zu studieren, weil ich dafür nicht geeignet wäre, hat mich irgendwie mein Ehrgeiz gepackt. Ich wollte zeigen, dass ich das auch kann. Hat auch geklappt, würde ich sagen!

Was hat dich an der Teilnahme am moveMINT-Mentoringprogramm gereizt? Haben sich deine Erwartungen an das Programm erfüllt?

Ich finde es toll, dass uns Studentinnen dieser Support geboten wird. Mich hat vor allem der Austausch mit anderen Frauen aus dem MINT-Bereich gereizt, aber auch die Möglichkeit, durch das Tandem von den Erfahrungen meiner Mentorin zu lernen. Meine Erwartungen haben sich größtenteils erfüllt, würde ich sagen. Durch Covid-19 kam der direkte Kontakt zueinander etwas zu kurz, aber auch so hat mich das Programm sehr viel weitergebracht.

Wie hast du dich auf das Tandem vorbereitet und wie hat sich die Zusammenarbeit mit deiner Mentorin gestaltet?

Ich habe mit meiner Mentorin vereinbart, dass wir uns via Online-Meetings treffen, im Abstand von 2-3 Monaten, für jeweils ca. 1,5 Stunden. Als Vorbereitung für die jeweilige Sitzung habe ich Themen notiert, die mich zu diesem Zeitpunkt beschäftigt haben. Bei mir kamen im Laufe des Programms immer wieder Fragen auf, die mir sonst niemand so richtig beantworten konnte. In den Sitzungen hatte ich die Möglichkeit, diese zu stellen und auch einen anderen Blickwinkel darauf kennenzulernen.

Im moveMINT-Rahmenprogramm konntest du zusätzlich an Netzwerkveranstaltungen und Workshops teilnehmen. Welches Thema hat dich am meisten weitergebracht?

Das Workshop-Angebot hat mir gut gefallen. Der “Design Thinking”-Workshop hat mir für meine Masterarbeit und meinen weiteren beruflichen Weg viel positiven Input geliefert. Oft wird Kreativität bei Ingenieuren als Eigenschaft eher nachranging behandelt und nicht unbedingt gefördert. Ich denke, das ist ein Fehler. Gerade in den MINT-Bereichen kann ein Perspektivenwechsel oftmals der Anstoß für einen Durchbruch sein und Wege eröffnen, die davor gar nicht auf dem Radar waren.

Welche beruflichen Wünsche und Ziele hattest du vor dem Mentoring? Haben sie sich im Lauf des Mentorings verfestigt oder verändert?

Für mich wurde im Laufe meines Masters klar, dass ich gerne im Bereich der Digitalen Transformation arbeiten möchte. Durch das Mentoringprogramm bin ich in Kontakt mit meiner Thesis-Betreuerin gekommen und beschäftige mich in meiner Masterarbeit mit der Akzeptanz von Künstlicher Intelligenz. Der Faktor „Mensch“ wird im technischen Bereich leider häufig wenig berücksichtigt, das hat mir immer ein Stück weit gefehlt. Daher macht mir meine Masterarbeit unglaublich Spaß und ich möchte auch in Zukunft gerne im Schnittstellenbereich zwischen Technologie und Mensch weiterarbeiten. Ich sehe die Digitale Transformation vor allem als Chance, um Brücken für Interaktionen zu bauen und Begeisterung für Technologie zu schaffen.

Auf welche Weise hat dich deine Mentorin bei deiner konkreten Karriereplanung unterstützt? Welche Karriereschritte hast du im Lauf des letzten Jahres bereits angegangen und was sind deine Ziele für die nächsten Jahre?

Ich hatte immer das Gefühl, dass ich alles ansprechen konnte, was mich beschäftigt hat. Das hat mir sehr weitergeholfen. Ein*e Mentor*in ist kein Freifahrtschein für eine Abschlussarbeit oder eine Stelle nach dem Abschluss, das sollte man sich bewusst machen. Es geht vorranging eher um die persönliche Weiterentwicklung und den Erfahrungsaustausch, zumindest sehe ich das so. Wenn sich daraus weiterführend etwas ergibt, ist es super. Mein nächstes Ziel ist der erfolgreiche Abschluss meiner Masterarbeit und der anschließende Berufseinstieg. Darauf freue ich mich.

Von welchen Erfahrungen und Kenntnissen, die du aus dem Mentoringprogramm mitnimmst, wirst du deiner Meinung nach später am meisten profitieren? Hast du neue Stärken, Potenziale oder Fähigkeiten entdeckt, die du auf deinem Karriereweg einsetzen kannst?

Die Teilnahme hat mir nochmals bewusst gemacht, wie hilfreich Netzwerke sind, und mich darin bestärkt, in meine Fähigkeiten zu vertrauen. Ich kann gar nicht sagen, von was ich am meisten profitieren werde, jede Erfahrung bzw. Erkenntnis hat mich jetzt schon weitergebracht.

Hat sich dein Blick auf „weibliche“ Karriere und Berufseinstieg im MINT-Bereich verändert? Siehst du besondere Herausforderungen oder Chancen als Frau in den nach wie vor männerdominierten MINT-Branchen?

Ein Stück weit ja. Ich hatte früher öfter das Gefühl, mit meinen männlichen Kollegen nicht mithalten zu können. Mittlerweile sehe ich das völlig anders. Wenn ich feststelle, dass ich etwas vielleicht nicht oder nicht gleich gut beherrsche, macht mir das heute weniger Sorgen, denn dafür bringe ich andere Stärken mit ein. Diverse Teams leben von unterschiedlichen Persönlichkeiten und Fähigkeiten, das macht sie so stark. Viele Unternehmen haben die Potenziale darin mittlerweile erkannt und fördern Diversität aktiv. Letztendlich können wir damit alle nur gewinnen, egal ob weiblich, divers oder männlich.

Welche Erkenntnis bzw. welchen Ratschlag möchtest du anderen MINT-Studentinnen der HS Mannheim weitergeben? Was würdest du Schülerinnen raten, die ein MINT-Studium in Erwägung ziehen?

Es ist völlig okay und normal, unsicher zu sein oder vielleicht auch Ängste zu verspüren. Streckt eure Fühler aus, informiert euch und werdet selbst aktiv. Falls euch die richtigen Ansprechpartner*innen für eure Fragen fehlen, sucht euch Personen, die euch die potenziellen Kontakte herstellen können. In der Schule, Uni, über Freunde und Bekannte …  Manchmal wird man davon überrascht, wie hilfsbereit einem weitergeholfen wird. Und denkt daran, ihr könnt alles erreichen, was ihr möchtet!

Was möchtest du zukünftigen moveMINT-Tandems mit auf den Weg geben?

Seid offen und neugierig. Sprecht Dinge an, die euch beschäftigen oder zu denen ihr gerne eine zweite Meinung hättet. Seht das Programm einfach als eine Chance, euren Horizont zu erweitern und vielleicht auch ein Stück weit als Privileg!


moveMINT wird gefördert von Wirkung hoch 100, der Jubiläumsinitiative des Stifterverbands.