Zur Person:

Gebürtig aus einer norddeutschen Kleinstadt, hat Carolin Dücker in Lübeck an der Fachhochschule Chemie-Ingenieurwesen studiert. Nach dem Studium fing sie 2002 bei BASF in der Polymerforschung an und hat sich dort mit Verfahrensentwicklung und Prozessoptimierungen für verschiedene Kunststoffe und Herstellungsverfahren beschäftigt. Nach fünf Jahren wechselte Carolin Dücker innerhalb von BASF in den globalen Anlagenbau, um dort Anlagenkomponenten bei Großprojekten und für verschiedene Standorte im Bereich der Maschinen- und Apparateplanung zu spezifizieren und zu beschaffen. Nach weiteren fünf Jahren ergab sich die Möglichkeit, in die USA, Houston (Texas) zu gehen. Auch dort war Carolin Dücker im Anlagenbau tätig und hat andere Arbeits- und Sichtweisen kennengelernt. Nach rund drei Jahren ging es weiter nach Schanghai, China. Dort leitete sie für BASF ein Team, das für die Qualitätssicherung bei chinesischen Herstellern verantwortlich war.

Seit Ende 2018 wieder in Ludwigshafen, leitet Carolin Dücker aktuell eine Gruppe in der Globalen Technischen Einheit, die innerhalb von Groß- und Kleinprojekten Apparate beschafft, die weltweit für BASF zum Einsatz kommen.

Über BASF:

Gegründet 1865 als Badische Anilin- & Soda-Fabrik, ist BASF heute eines der größten Chemieunternehmen der Welt. In der globalen BASF-Gruppe arbeiten mehr als 110.000 Menschen. Die Kunden umfassen nahezu alle Branchen in fast allen Ländern der Welt. Die insgesamt 11 Unternehmensbereiche sind auf Grundlage ihrer Geschäftsmodelle zu sechs Segmenten zusammengefasst. Sie steuern unsere 52 globalen und regionalen Geschäftseinheiten und entwickeln Strategien für insgesamt 75 Produktbereiche. BASF erzielte 2020 weltweit einen Umsatz von 59 Milliarden Euro. Der Standort Ludwigshafen ist mit einer Fläche von rund zehn Quadratkilometern das größte zusammenhängende Chemieareal der Welt, das sich im Besitz nur eines Unternehmens befindet. Allein hier arbeiteten 2020 rund 39.000 Menschen.

Wie kam es dazu, dass Sie sich beim moveMINT-Mentoringprogramm engagieren? Was hat Sie an der Aufgabe als Mentor*in gereizt? Waren Sie selbst einmal in der Rolle des Mentees?

Ich wurde von einer Kollegin aus der Personalabteilung mit den Worten angesprochen: „Das wäre bestimmt was für Dich“. Ich war selbst nie ein Mentee. Ich bin gar nicht sicher, ob es so ein Programm schon gab, als ich bei BASF anfing. Nichtsdestotrotz hatte ich immer Vorgesetze und Kolleg*innen, die diese Funktion ausgefüllt haben: mich gefördert haben, mir Freiräume gegeben haben und mich ermutigt haben. Ohne diese Kolleg*innen und Vorgesetzte wäre ich heute sicherlich nicht da, wo ich bin.
Auch war ich den Großteil meines Arbeitslebens in einem eher männlich geprägten Umfeld unterwegs. Das bringt seine eigenen Herausforderungen mit sich. Ich möchte diese „Hemmschwelle“ für junge Frauen reduzieren, sich für einen vermeintlich männlich geprägten Beruf zu entscheiden, und meine gesammelten Erfahrungen weitergeben.

Wie haben Sie sich auf das Tandem vorbereitet und wie hat sich die Zusammenarbeit mit Ihrem Mentee gestaltet? Haben sich Ihre Erwartungen an das Programm erfüllt?

Ich habe mich zu Beginn ganz theoretisch mit dem Thema Mentoring beschäftigt. Was sind die Aufgaben eines Mentors/einer Mentorin und ganz wichtig: was gehört nicht dazu. Meine Mentee war sehr strukturiert und kam sehr gut vorbereitet zu den ersten Treffen. Wir konnten schnell eine offene Atmosphäre etablieren und uns über viele verschiedene Dinge austauschen. Meine Erwartungen wurden erfüllt, da auch ich Denkanstöße bekommen habe.

Was haben Sie selbst aus dem Mentoring-Programm mitgenommen? Welche neuen Ideen, Impulse und Erkenntnisse haben Sie im Austausch mit Ihrer Mentee gewinnen können?

Der Austausch hat mir gezeigt, dass ich im Laufe der Jahre viele Erfahrungen gesammelt habe, die für Berufsanfänger*innen hilfreich sein können. Dies ist mir erst durch die Gespräche richtig bewusst geworden. Mit dem Thema Frauen in technischen Berufen habe ich mich auch erst im letzten Jahr stärker auseinandergesetzt. Das Thema kann durchaus kontrovers diskutiert werden (Schlagwort: Quotenregelung), was ich mittlerweile gerne und häufig mit meinen Kolleg*innen und Vorgesetzten tue. Meine Erkenntnis ist, dass es sich lohnt, sich mit diesem Thema intensiver auseinanderzusetzen und dies, auch oder insbesondere als Frau, offener zu thematisieren. Davon profitieren alle.

Welchen Ratschlag möchten Sie generell allen MINT-Studentinnen in Hinblick auf Beruf und Karriere weitergeben? Wo sehen Sie die Chancen und Schwierigkeiten „weiblicher“ Karriereplanung?

Mein Rat: Behalten Sie den Blick darauf gerichtet, was Sie interessiert. Dinge zu tun, nur weil sie vermeintlich „Karrierechancen“ erhöhen, werden langfristig nur zu Frust führen, wenn die Pläne nicht wie erwartet aufgehen. Setzen Sie sich vor allem realistische und ganz konkrete Ziele und kommunizieren Sie diese auch klar mit Ihrer/Ihrem Vorgesetzten. Aus meiner eigenen Erfahrung heraus kann ich sagen, dass Ihre Vorgesetzten Sie viel besser unterstützen können, wenn Sie klar artikulieren, was Sie erwarten, sowohl bei Tätigkeiten als auch bei der gehaltlichen Entwicklung. Je konkreter Sie Ihre Ziele formulieren, desto besser. Mit einer generischen Aussage wie „Ich will Karriere machen“ kann Ihre Führungskraft meist nicht viel anfangen.
Meiner Erfahrung nach tun sich Frauen meist schwerer mit diesen Dingen. Mir ging es genauso. Seiner Führungskraft zu sagen, dass aufgrund der eigenen guten Leistung eine Gehaltserhöhung anstehen sollte, ist nicht so einfach. Es gibt aber keinen Grund, warum einem das unangenehm sein sollte und warum man es nicht zum richtigen Zeitpunkt adressieren sollte. Meine Erfahrungen damit waren durchweg positiv.
Die Chancen für die „weibliche“ Karriereplanung ergeben sich natürlich dadurch, dass dieses Thema mittlerweile fast überall präsent ist. Firmen setzen sich Ziele zur Förderung von Frauen und es gibt viele Netzwerke. In den USA habe ich mein erstes Frauennetzwerk kennengelernt, „Women in Business“. Mittlerweile ist das auch hier Standard. Ich sehe mehr Frauen in Führungspositionen und im technischen Umfeld als früher. Klar ist da noch Luft nach oben, aber ganz so exotisch wie früher ist eine Frau im Produktionsbetrieb nicht mehr. In China gab es erstaunlicherweise mehr weibliche als männliche Schweißer in den Werkstätten mit der Begründung: Die Frauen liefern eine bessere Qualität bei den Schweißnähten ab. Möglichkeiten gibt es also viele, Frau muss sie „nur“ nutzen.

Was möchten Sie zukünftigen moveMINT-Tandems mit auf den Weg geben?

Auch hier gilt: Die Erwartungshaltung und die Ziele sollten am Anfang klar formuliert werden. Welche Themen sollen besprochen und wie sollen Treffen organisiert werden? Was erwarte ich vom Mentor/von der Mentorin? Was von der Mentee? Ein offener Austausch prägt ganz maßgeblich ein vertrauensvolles Verhältnis. Aber bei aller Zielstrebigkeit empfehle ich trotzdem, den Spaß und die Freude am Miteinander nicht aus den Augen zu verlieren.


moveMINT wird gefördert von Wirkung hoch 100, der Jubiläumsinitiative des Stifterverbands.