Anke Laubenstein (27) ist Mutter einer 13 Monate alten Tochter und studiert Soziale Arbeit im Master im dritten Semester an der Hochschule Mannheim. Im Interview mit MAlumni berichtet sie, wie es ihr gelingt, Kind und Studium miteinander zu vereinbaren – und welche Unterstützung sie an der Hochschule Mannheim erfährt.

MAlumni: Mit Baby in die Vorlesung – das ist für viele eine komische Vorstellung. Wie ging es Ihnen dabei?

Zu Beginn hatte ich die Angst, ob ich als Studentin mit Kind total auffallen würde und die anderen Studenten als auch Dozenten dies vielleicht komisch aufnehmen würden – doch ich wurde eines besseren belehrt. Die anderen Studenten und auch Dozenten haben immer sehr positiv reagiert und waren sehr freundlich. Zu Beginn der Vorlesung bin ich zu dem jeweiligen Dozenten gegangen und habe kurz erläutert, dass meine Tochter heute mit dabei sein wird und falls der Fluss der Vorlesung bzw. des Seminars gestört werden sollte, wir natürlich rausgehen würden. Für mich als Mutter und gleichzeitig Studentin, die dem Inhalt der Vorlesung folgen möchte, war es eine besondere Herausforderung sich auf beides zu konzentrieren, jedoch machbar. Meine vorherigen Ängste und Befürchtungen waren unbegründet und ich kann und konnte meine Tochter immer mitbringen.

In welcher Studienphase waren Sie, als Ihr Kind geboren wurde?

Als meine Tochter im April letzten Jahres geboren wurde, befand ich mich im zweiten Semester des Masters Soziale Arbeit. Ich befand mich also mittendrin im Semester. Im Sommer folgten dann die nächsten Prüfungen, welche ich durch die Mithilfe meiner Kommilitonen erfolgreich abschließen konnte. Sie nahmen mir beispielsweise Unterlagen etc. mit, wenn ich nicht anwesend sein konnte.

Konnten Sie vor der Geburt in etwa abschätzen, welche Herausforderungen auf Sie zukommen werden?

Zwar bin ich Sozialarbeiterin und eine erfahrene Babysitterin, jedoch waren mir die Herausforderungen nicht so bewusst. Ein Kind zu haben stellt man sich immer wieder mal vor, hört Geschichten, doch wenn man dann selbst die Erfahrung macht ist es etwas ganz anderes. Gerade die Phase nach der Geburt ist zum Teil sehr anstrengend und man muss sich auf ein ganz anderes Leben einstellen. Dies dann ebenfalls mit dem Studium zu kombinieren ist eine weitere Herausforderung. Die Anstrengungen werden jedoch durch die tollen Erlebnisse und Momente wettgemacht.

Schildern Sie uns gerne Beispiele, wie Sie Herausforderungen konkret gelöst haben.

Meine Studienarbeiten oder Referate habe ich in der Regel immer dann geschrieben oder vorbereitet, wenn meine Tochter einmal wöchentlich von meinen Eltern betreut wurde und habe mir sogesagt einen Tag nur für die Hochschule geblockt. Das war eine schöne Ablenkung und ich hatte Zeit mich nur auf diese Inhalte zu konzentrieren.

Wie haben Sie die Reaktionen Ihrer Kommilitonen erlebt?

Ich weiß nicht ob es daran lag, dass meine Kommilitonen alle Sozialarbeiter sind, aber mein Masterkurs war besonders toll! Zur Geburt meiner Tochter gab es ein Geschenk, während den Vorlesungen wurde mir die Kleine auch mal abgenommen und auch sonst waren meine Kommilitonen sehr hilfsbereit und haben immer sehr positiv auf mich und meine Tochter reagiert.

Wie sieht Ihr Tagesablauf üblicherweise aus?

Zunächst werde ich von meiner Tochter geweckt und mein Partner, die Kleine und ich stehen auf und frühstücken. Mein Partner muss dann zur Arbeit während wir beide uns für den Tag fertig machen. In der Regel folgt dann eine Phase des Spielens und dann geht es schon in Richtung Hochschule (meistens mit dem Auto oder auch Straßenbahn). Auf dem Weg zur Hochschule plane ich ein, dass die Kleine im Tragetuch oder Kinderwagen schläft, sodass sie meistens sogar noch während der Vorlesung schläft.

Wie organisieren Sie Ihr Studium zurzeit? Und auf wessen Hilfe können Sie dabei bauen?

Bei der der Organisation meines Studiums spielen natürlich mein Partner als auch meine Eltern eine wichtige Rolle. Falls ich ein Referat etc. halten muss, nehmen sie die Kleine, sodass ich meine Prüfungen ablegen kann. Zudem ist es einfach eine Erleichterung zu wissen, ich kann meine Tochter mit an die Hochschule nehmen und in dringenden Fällen würde ich sie dort im Eltern-Kind-Raum der Hochschule selbst betreuen oder extern betreuuen lassen.

Welche Unterstützung bietet die Hochschule Mannheim als familienfreundliche Hochschule konkret für (werdende) Eltern? Wer sind die richtigen Ansprechpartner für das Studium mit Kind und welche Einrichtungen/Services kann man nutzen?

Die Hochschule Mannheim als familienfreundliche Hochschule bietet (werdenden) Eltern eine Vielzahl von Angeboten und Hilfen. Diese Angebote sollen zu einer besseren Vereinbarkeit von Studium und Familie beitragen. So bietet die familienfreundliche Hochschule Erstberatungen zu Vereinbarkeitsfragen oder Prüfungskonditionen an. Auch bei der Suche nach einem Kinderbetreuungsplatz wird unterstützt. In diesem Zusammenhang gibt es einen hochschulinternen Babysitterservice und die Möglichkeit einen Krippen- oder Kindergartenplatz im Kinderhaus des Studierendenwerks (N 1, 68161 Mannheim) zu beziehen (nur für Studierende, die in Mannheim wohnen). An der Hochschule gibt es einige Orte für Kinder, darunter Spiel- und Wickelmöglichkeiten (Eltern-Kind Raum, J213) und in der Mensa essen die Kinder kostenfrei. Des Weiteren gibt es Angebote zur Vernetzung (Eltern-Treff, Vorträge zu Vereinbarkeitsfragen) und einen speziellen E-Mailverteiler für „Eltern“ und „Angehörigenpflege“. Insofern sich Studierende darüberhinaus informieren möchten, bieten wir eine Vielzahl von Informationsmaterialien (u.a. im Eltern-Kind-Raum und an der Stellwand der familienfreundlichen Hochschule im Hochhaus).

Durch solche und andere Angebote sollten „studierende Eltern“ heutzutage eigentlich keine Exoten mehr sein. Warum ist es für viele trotzdem noch so eine Art Tabu-Thema bzw. warum scheint die Hürde für ein Studium mit Kind so groß?

Ich denke, dass es im Zuge der Schnelllebigkeit und der modernen Leistungsgesellschaft immer schwieriger wird ein Kind mit der beruflichen Vorstellung zu vereinbaren. Mir scheint es so als würden viele Personen mehr wert darauflegen, eine erfolgreiche Karriere anzustreben, statt eine Familie zu gründen. Dies kommt in der Regel erst nach oder zu Beginn einer beruflichen Laufbahn. Der Gedanke daran, ein Kind noch während der Ausbildung / des Studiums zu bekommen macht vielen Angst, aufgrund von Vorurteilen oder Gedanken in Bezug auf Geld, Überforderung oder auch Ansehen an der Hochschule. Ein Kind zu bekommen ist etwas wunderbares und gerade Eltern die den Mut haben das noch während der Ausbildung zu meistern sollten unterstützt sowie beglückwünscht werden und nicht das Thema zu einem Tabu gemacht werden.

Was würden Sie jungen Studentinnen raten, die auch eine Schwangerschaft feststellen?

Ich würde den Frauen raten, mutig zu sein! Sie sollen die Zeit der Schwangerschaft genießen und sich auf eine spannende Zeit und Lebenserfahrung freuen. Eine Schwangerschaft und ein Kind sind etwas so außerordentliches, sodass ich finde das dass Studium auch mal warten darf. Stress, Konkurrenz und Druck sollten hierbei vermieden werden. Junge (werdende) Eltern sollen keine Scheu davor haben, ein Teilzeitsemester oder auch Urlaubssemester zu machen.

Lassen Sie uns noch in Ihre berufliche Zukunft blicken. Durch die Bewältigung Ihrer Familiensituation haben Sie zweifelsfrei unter anderem gelernt, zu priorisieren, sich zu organisieren und Herausforderungen unter einem teils sehr hohen physischen und psychischen Druck erfolgreich zu bewältigen. Gibt es weitere Argumente, die für eine Karriere im Berufsleben sogar förderlich sein können, wenn sich eine Frau bewusst früh für ein Kind entscheidet?

Ich denke, dass ich durch meine Tochter und alles drum herum, eine gewisse Selbstsicherheit, Organisation und ein hohes Maß an Erfahrung gewonnen habe. Diese Faktoren können mir auf meinem beruflichen Weg weiterhelfen und für meine zukünftigen Arbeitgeber von Vorteil sein.

Liebe Frau Laubenstein, wir danken Ihnen sehr herzlich für das offene Gespräch sowie Ihre Anregungen und wünsche Ihnen und Ihrer Familie für den weiteren beruflichen und privaten Lebensweg weiter alles Gute sowie viel Erfolg.

Veranstaltungshinweis

„Und wie sind Ihre Erwartungen an Vereinbarkeit von Beruf und Familie?“

Zu diesem Vortrag wird herzlich eingeladen!

Referentin: Dr. Nina Junke, Goethe-Universität Frankfurt

Mittwoch, 13.06.2018, 17.00 – 18.30 Uhr

Hochschule Mannheim, Gebäude H, 11. OG., Raum 1107

Eine Veranstaltung in Kooperation von „Familienfreundliche Hochschule“ und Career Center der Hochschule Mannheim.