Zur Person:

Pawalit Suraronnayuth studiert an der HS Mannheim Chemische Technik im Bachelor. Einen Schwerpunkt hat sie bislang noch nicht gewählt, aber sie interessiert sich sehr für den Bereich Regenerative Energietechnik.

Pawalit, wieso hast du dich für ein MINT-Studium entschieden?

Eine meiner Kindheitserinnerungen ist, wie ich mit meinen Eltern regelmäßig National Geographic-Dokus geschaut habe. Neben den vielen Tierdokus wurden oft auch technologische und ökologische Themen behandelt. Ich fand das alles sehr spannend und habe mich gefragt, wieso Natur und Technik so funktionieren, wie sie eben funktionieren. Als ich älter wurde, wollte ich das alles noch genauer verstehen und besuchte ein biotechnologisches Gymnasium. So war die Wahl eines MINT-Studienganges für mich eigentlich schon früh klar.

Was hat dich an der Teilnahme am moveMINT-Mentoringprogramm gereizt? Haben sich deine Erwartungen an das Programm erfüllt?

Ich habe die Einstellung, dass man von jeder Person, mit der man sich austauscht, etwas Neues lernen kann. Da es mir vor meinem Praktikum an Wissen und Erfahrung hinsichtlich des Arbeitsmarktes im Ingenieurwesen fehlte, dachte ich “Why not?“, als ich letztes Jahr von einer netten Mitarbeiterin auf dem Campus wegen des moveMINT-Mentoringprogramms angesprochen wurde. Ich sah das als eine Chance, mir neues Wissen anzueignen und gleichzeitig neue Leute kennenzulernen.

Wie hast du dich auf das Tandem vorbereitet und wie hat sich die Zusammenarbeit mit deiner Mentorin gestaltet?

Wir treffen uns regelmäßig und ich empfinde den Austausch mit meiner Mentorin als sehr positiv, da wir zum einen von der Persönlichkeit her gut matchen und uns zum anderen auch auf fachlicher Ebene in einem ähnlichen Bereich bewegen. Unsere Treffen sind locker und nicht so förmlich (was ich sehr begrüße). Themen rund um die Arbeitswelt im noch immer männerdominierten MINT-Sektor sind unsere Schwerpunkte, wenn wir über unseren Alltag reden. Im Allgemeinen bedarf es keiner speziellen Vorbereitung, da solche Themen ganz natürlich aufkommen.

Im moveMINT-Rahmenprogramm konntest du zusätzlich an Netzwerkveranstaltungen und Workshops teilnehmen. Wenn du das Angebot genutzt hast: Welches Thema hat dich am meisten interessiert, welches Wissen am meisten weitergebracht?

Durch mein laufendes Praxissemester konnte ich nicht an allen Begleitveranstaltungen teilnehmen. Sehr interessant und nützlich fand ich das Thema „Frauen und Finanzen“. Bereits vor dem Mentoringprogramm hatte ich über das Career Center einen Vortrag dazu besucht und ich finde es sehr gut, dass im Rahmen von moveMINT auf dieses wichtige Thema aufmerksam gemacht wird. Wenn man jung ist, erscheint einem das Thema „Frauenarmut im Rentenalter“ vielleicht wenig interessant, da es noch so weit weg ist. Aber die Zeit bleibt nicht stehen und je früher man sich damit beschäftigt, desto besser.

Welche beruflichen Wünsche, Ziele oder Schwerpunkte hattest du vor dem Mentoring? Haben sie sich im Lauf des Mentorings verfestigt oder verändert?

Vor dem Mentoringprogramm wusste ich noch nicht so genau, in welche Richtung ich gehen werde. Jetzt, kurz vor Ende des Programms, möchte ich mich noch immer nicht wirklich festlegen, da ich viele Bereiche im Ingenieurwesen interessant finde. Dank meiner zusätzlichen Erfahrungen im Praxissemester, kann ich auf jeden Fall sagen, dass mich das Arbeiten in einer „Big Company“, vor allem in der Produktion, reizt und dass ich mich gerne nach einer gewissen Zeit als Projektleiterin versuchen würde. Ich denke, ich brauche noch mehr Wissen und Erfahrungen, bevor ich mich letztlich entscheide. Momentan bin ich offen für vieles, was beruflich auf mich zukommt.

Auf welche Weise hat dich deine Mentorin bei deiner konkreten Karriereplanung unterstützt? Welche Karriereschritte hast du im Lauf des letzten Jahres bereits angegangen und was sind deine Ziele für die nächsten Jahre?

Meine Mentorin Ranya El-Hassan, die selbst an der Hochschule Mannheim studiert hat und moveMINT-Mentee gewesen ist, hat mich mit ihren Tipps und beruflichen Erfahrungen bisher sehr unterstützt. Auch bei akuten Anliegen außerhalb unserer geplanten Treffen ist sie zur Stelle und hilft mir mit nützlichen Ratschlägen. Das ist für mich sehr angenehm und auch erleichternd, gerade wenn während des Praktikums oder auch im Studium spontan Fragen oder auch mal Schwierigkeiten auftauchen. Es ist ein Glücksfall für mich, dass Mentoring und Praxissemester zusammenfallen. Das Praktikum bei der Südzucker AG ist für mich eine große Veränderung und das erste Mal, dass ich in einem Großkonzern tätig bin.

Von welchen Erfahrungen und Kenntnissen, die du aus dem Mentoringprogramm mitnimmst, wirst du deiner Meinung nach später am meisten profitieren? Hast du neue Stärken, Potenziale oder Fähigkeiten entdeckt, die du auf deinem Karriereweg einsetzen kannst?

Sicherlich werde ich viele von Ranyas Ratschlägen, wie man sich als Frau in einem männerdominierten Bereich zurechtfindet, gebrauchen können. Ich denke nicht, dass sich innerhalb der nächsten zwei bis drei Jahre in der Branche viel ändern wird. Leider ist es noch immer so, dass sich deutlich weniger Frauen als Männer für ein MINT-Studium interessieren und letztlich entscheiden, was ich echt schade finde.

Außerdem habe ich durch meine Mentorin gelernt, meine Fähigkeiten und Potenziale besser einzuschätzen. Selbstkritik und gewisse Zweifel können zwar angebracht sein, dürfen allerdings nicht ausarten, so dass man sich selbst völlig unterschätzt. Diese Erkenntnis hilft mir, mich selbst und meine Qualitäten in einer anderen Perspektive zu sehen.

Hat sich dein Blick auf „weibliche“ Karriere und Berufseinstieg im MINT-Bereich verändert? Siehst du besondere Herausforderungen oder Chancen als Frau in den nach wie vor männerdominierten MINT-Branchen?

Ehrlich gesagt wusste ich von Anfang an, worauf ich mich in der MINT-Branche einlasse. Ich wusste, dass es nicht so einfach sein wird – sowohl aus fachlicher als auch aus persönlicher Sicht. Ich sehe es als Herausforderung an, mich als Ingenieurin unter männlichen Kollegen zu behaupten. Rein statistisch gesehen, kann es schon sein, dass man am Ende die einzige Frau in der Abteilung ist. Gleichzeitig sehe ich es auch als eine Chance, mit Vorurteilen gegenüber Frauen im MINT-Bereich aufzuräumen und dadurch eine Veränderung zu bewirken, damit diese Branche endlich attraktiver für Frauen wird. Denn die MINT-Tätigkeiten an sich sind ja attraktiv, sehr faszinierend und vielfältig!

Welche Erkenntnis oder welchen Ratschlag möchtest du anderen MINT-Studentinnen der HS Mannheim weitergeben? Was würdest du Schülerinnen raten, die ein MINT-Studium in Erwägung ziehen?

Ich kann nur jeder von euch dazu raten, euch zu trauen und in euch zu vertrauen, wenn ihr wirklich Interesse für diesen Bereich habt! Es mag anfangs und vielleicht immer mal wieder einschüchternde Momente geben. Man hört immer wieder, dass man es als Frau schwer haben wird in einem „Männerberuf“ und manchmal ist es auch tatsächlich so. Aber wenn man diesen Glaubenssätzen erliegt, bleibt es dabei und es kommt zu keinen oder nur schleppenden Veränderungen in der Branche. Veränderungen passieren meist erst dann, wenn man die Problematik versteht und miteinander darüber spricht. Ich denke, davon können Frauen wie Männer profitieren und voneinander lernen.

Was möchtest du zukünftigen moveMINT-Tandems mit auf den Weg geben?

Mir persönlich hat der offene Umgang mit meiner Mentorin sehr gut gefallen und mir Sicherheit und Selbstvertrauen gegeben. Mein Ratschlag ist, sich gegenseitig möglichst direkt und ehrlich Feedback zu geben, Berührungsängste und Schüchternheit abzulegen. Wenn ihr etwas nicht versteht, euch etwas nicht gefällt, oder ihr konkret Hilfe benötigt, dann teilt es eurem Gegenüber mit. Problemen oder unangenehmen Themen aus dem Weg zu gehen, bremst aus und ist am Ende mehr ein Nachteil. Vieles löst sich und entwickelt sich zum Besseren, manchmal müssen wir eben erst über unseren Schatten springen.

Vielen Dank für die Beantwortung all unserer Fragen und weiterhin viel Erfolg und alles Gute dir, Pawalit!

moveMINT wird seit 2022 von der Freudenberg Group gefördert.