Zur Person:
Ranya (22) kommt aus Marokko. Sie hat Deutschland als Kind ein paar Mal besucht, sich darin verliebt und sich versprochen, so schnell wie möglich wiederzukommen. Was sie tat: Ein paar Monate vor ihrem 18. Geburtstag bewarb sie sich an deutschen Universitäten, Hochschulen und Sprachschulen, um ein paar Jahre in Deutschland leben zu können. Am Tag ihres 18. Geburtstags erhielt sie einen Zulassungsbescheid von der Hochschule Mannheim und studiert aktuell Elektrotechnik/Energietechnik.
Ranya, wieso hast du dich für ein MINT-Studium entschieden?
Elektrotechnik/Energietechnik zu studieren, war nicht immer mein Plan. Ich wusste, dass ich etwas Wissenschaftliches machen wollte, irgendeine Art von Technik, aber ich wusste nie, was genau. Als ich an der Hochschule angenommen wurde, las ich mir den Lehrplan durch, fand ihn sehr interessant und wollte es ausprobieren. Die beste Entscheidung meines Lebens.
Was hat dich an der Teilnahme am moveMINT-Mentoringprogramm gereizt? Haben sich deine Erwartungen an das Programm erfüllt?
Ich glaube, dass jeder eine*n Mentor*in braucht. Wir alle haben etwas zu lernen und eventuell zu lehren. Ich habe schon eine Weile überlegt, ob ich in ein Mentoring-Programm einsteigen soll. Ich wollte an einem der vielen Online-Programme teilnehmen, aber dann habe ich von MoveMINT gehört. Ich entschied mich für die Teilnahme und wurde nicht enttäuscht: Ich habe wunderbare Menschen kennengelernt und so viele lebens- und arbeitsbezogene Sachen gelernt.
Wie hast du dich auf das Tandem vorbereitet und wie hat sich die Zusammenarbeit mit deiner Mentorin gestaltet?
Meine Mentorin und ich begannen damit, uns gegenseitig kennenzulernen und über meine allgemeinen Ziele im Leben zu sprechen. Von dort aus konnten wir alle wichtigen Themen finden und organisierten monatliche Treffen, um sie zu besprechen. Die Treffen waren so interessant und hilfreich, dass wir nach einer Weile beschlossen, sie zu verdoppeln und uns zwei- bis dreimal pro Woche zu treffen.
Das Wichtigste ist meiner Meinung nach, dass ihr euch zunächst selbst entdeckt und wisst, wie eure zukünftige Karriere aussehen soll, bevor ihr mit eurer Mentorin sprecht.
Im moveMINT-Rahmenprogramm konntest du zusätzlich an Netzwerkveranstaltungen und Workshops teilnehmen. Welches Thema hat dich am meisten weitergebracht?
Ich habe einige Seminare und Vorträge besucht und würde sie weiterempfehlen! Es ist so schön, von den Erfahrungen und Ansichten anderer Menschen zu hören. Außerdem folgt auf jeden Vortrag eine offene Diskussion, so dass man auch seine Geschichten teilen und Fragen stellen kann.
Welche beruflichen Wünsche und Ziele hattest du vor dem Mentoring? Haben sie sich im Lauf des Mentorings verfestigt oder verändert?
Ich hatte immer das Gefühl, dass es so viele Dinge gibt, die ich im Leben erreichen will, wusste aber nicht, wo ich anfangen sollte. Meine Mentorin hat mir geholfen, klarer zu sehen und meine Ziele ein bisschen besser zu organisieren. Sie hat mir geholfen zu bestimmen, was ich priorisieren muss und woran ich zuerst arbeiten muss. Ich würde nicht sagen, dass sich meine Ziele geändert haben, sie sind viel konkreter als vorher.
Auf welche Weise hat dich deine Mentorin bei deiner konkreten Karriereplanung unterstützt? Welche Karriereschritte hast du im Lauf des letzten Jahres bereits angegangen und was sind deine Ziele für die nächsten Jahre?
Meine Mentorin half mir zu verstehen, was es bedeutet, meine Ziele zu verfolgen: Worin mein Traumjob wirklich besteht, welche Fähigkeiten ich entwickeln muss und wie ich sie erreichen kann. Nach diesem Jahr kann ich definitiv sagen, was meine ersten Schritte in Richtung meiner Traumjobs sind, von der Art des Jobs, mit dem ich anfangen muss, bis hin zu den zusätzlichen Kursen und Coachings, die ich belegen muss.
Von welchen Erfahrungen und Kenntnissen, die du aus dem Mentoringprogramm mitnimmst, wirst du deiner Meinung nach später am meisten profitieren? Hast du neue Stärken, Potenziale oder Fähigkeiten entdeckt, die du auf deinem Karriereweg einsetzen kannst?
Dank meiner Mentorin habe ich meine emotionale Intelligenz weiterentwickelt. Zum ersten Mal überhaupt habe ich einen neuen Job mit so viel Selbstvertrauen und Aufregung begonnen. Ich habe verstanden, dass es jedem schwerfällt, etwas Neues anzufangen, egal wie viel Erfahrung man hat oder wie alt man ist, und so verschwand die Angst, nicht gut genug zu sein. (Und das hat mir in vielen anderen Bereichen meines Lebens geholfen, danke!)
Hat sich dein Blick auf „weibliche“ Karriere und Berufseinstieg im MINT-Bereich verändert? Siehst du besondere Herausforderungen oder Chancen als Frau in den nach wie vor männerdominierten MINT-Branchen?
Dank meines Mentorings und der großartigen Frauen, die ich durch das Programm kennengelernt habe, habe ich das Gefühl, dass es als Frau viel mehr Chancen und Möglichkeiten in meiner zukünftigen Karriere gibt. Die Dinge ändern sich zum Besten. Ich habe definitiv einige ziemlich demoralisierende Wahrheiten gelernt (z. B. die Gehaltsdifferenz). Aber ich glaube, wenn man einmal erkannt hat, was die Probleme sind, ist es einfacher, sie zu überwinden oder zu vermeiden.
Welche Erkenntnis oder welchen Ratschlag möchtest du anderen MINT-Studentinnen der HS Mannheim weitergeben? Was würdest du Schülerinnen raten, die ein MINT-Studium in Erwägung ziehen?
Sucht euch einen Mentor oder eine Mentorin! Egal, wie schüchtern, beschäftigt oder ängstlich ihr euch fühlt. Es wird euch auf mehr Arten helfen, als ihr denkt!
Mädchen, habt keine Angst vor der Wissenschaft! Es ist wirklich nicht so schwer, wie eure Lehrer*innen es klingen lassen.
Was möchtest du zukünftigen moveMINT-Tandems mit auf den Weg geben?
Dieses Programm hat mich noch mehr motiviert, die „Norm“ zu ändern und die MINT-Welt für Frauen besser zu machen, und ich hoffe, dass es den gleichen Effekt auf euch haben wird. Es hat mir gezeigt, dass Frauen leider manchmal diejenigen sind, die anderen Frauen das Leben schwerer machen. Ich gehe also mit dem Wissen daraus hervor, dass wir uns alle gegenseitig helfen müssen zu wachsen, um die Welt für die nächsten Generationen besser zu machen.
moveMINT wird gefördert von Wirkung hoch 100, der Jubiläumsinitiative des Stifterverbands.